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Poetry Slam

Bereits ein zweites Mal fand im Rahmen des Menschenrechtesymposium ein Poetry Slam statt, veranstaltet vom Linzer Verein Post Skriptum. Verschiedene Poet*innen aus Oberösterreich und Wien präsentierten ihre Texte zum Thema Flucht.  Die unterschiedlichen Zugänge zum Thema Flucht, die spannenden Darbietungen, und das kunstvolle Spiel mit Worten der jungen Künstler*innen begeisterten das Publikum abermals. Zum zweiten Mal in Folge wurde die Slammerin Kaddles zur Siegerin des Dichterwettstreites kürte.

Hoffnung – Kaddles

Kannst du das hören?
Wie das Wasser das kleine Boot berührt? Wie die Wellen gegen das Boot preschen und es verschwinden lassen wollen? Wie das Meer seinen Willen durchzusetzen versucht? Es ist ein Meer in dem Gefühle, Eindrücke, Normen, Regeln und Rechte ertrinken. Ein Meer voll allem und voll so viel mehr.
Kannst du das sanfte Lied hören, das die Mutter ihrem Kind ins Ohr flüstert? Kannst du die Träne, die still und heimlich ihre Wange runterrollt sehen, während sie dem Jungen Sicherheit verspricht, die mit jeder Sekunde weiter in die Ferne rückt?
Dir Frau sucht nach dem Anker, der sie ans sichere Land bringt, doch verloren ist eben jener in den Weiten des Ozeans. All die Hoffnung; man hat mal geträumt; man hat mal geglaubt. Genau wie ihre Bootsnachbarn es einst taten, doch mit der Zeit hat man gelernt sich nicht zu viel zu erwarten.
Kannst du das altbekannte Lied hören? Das Lied namens Heimat und Sicherheit. Das Lied eines Kontinents, der beginnt zu verstummen. Und in der Stille ist es gemütlich. In der Stille ist es warm. Im Großen und Ganzen ist es logisch und banal. In der Stille ändert sich nichts. Bis die ersten zu Schreien beginnen.
Kannst du das neue Lied hören? Die Melodie, die nun tagtäglich in unsere Ohren dringt, ist weder sanft noch leise und in keinster Weise weise. Das Lied schreit in dein Gesicht. Es ist knallhart und wehe dir du widersprichst. Es ist rücksichtslos und kalt. Mit voller Gewalt werden DURen gespielt wo MOLLlastigkeit herrscht. Ein Volkslied im dreiviertel Takt schallt durch das Land und langsam aber doch ist jedes andere Lied verschallt.
Eintönigkeit zieht durch das Land und jeder Ton, der aus der Reihe tanzt, wird untergraben, untersagt und vernichtet. Vernichtend ist dies auch für die junge Mutter, die das alte Lied aus der Heimat summt. Das Kind an ihrer Hand ist still geworden. Neue Melodien und Töne ziehen mit ihr ins Land und die monotonen Sängerknaben kämpfen dagegen an. Doch als eben jenes Lied der Mutter stummgeschaltet wird, keimt Unruhe auf.
Ein leises Summen hallt durch das Land, wird immer lauter und irgendwann kommt eine neue Welle an Tönen an und reißt die unsichtbaren, aufgebauten Mauern nieder und bahnt einen Weg für viele neue Genres.
Aus manchen Straßen hört man Gitarrensounds, die Gesellschaftskritik üben. Die 3 Akkorde sind übersteuert, schnell und rau, während aus dem Cafe gegenüber alte Melodien tönen, die den Einheimischen altbekannt sind. Auf dem Spielplatz einige Straßen weiter sieht man Leute, die sich batteln. Ihr Sprechgesang dient zum Storytelling. Mundpropaganda startet hier. Aufstand begonnen, Mut gewonnen und losgegangen, um das Lied der Frau zu verstärken. Um dem Kind die Sicherheit zu geben, die ihm versprochen wurde. Um dem Kind eine Zukunft zu geben, in einem Land, in dem Vielfalt herrscht. In einem Land wo Liebe herrscht. Doch kannst du das hören?
Das Wasser berührt noch immer das kleine Boot. Die Wellen preschen dagegen und wollen es verschwinden lassen. Das Meer versucht mit aller Gewalt seinen Willen durchzusetzen. Es ist ein Meer in dem Gefühle, Eindrücke, Normen, Regeln und Rechte ertrinken. Kannst du den sanften Gesang der jungen Frau hören? Das Lied heißt Hoffnung.